30.04.2025 / Aktuelles
Die Sendung »Was bin ich?« war Kult nicht nur in westdeutschen, sondern auch in DDR-Wohnzimmern – von 1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989 moderierte der Journalist Robert Lembke insgesamt 337 Folgen im Ersten Deutschen Fernsehen. Hast Du die Rateshow auch gesehen?
Selbstverständlich! Ich war absoluter Fan von Robert Lembke. Als Kind habe ich in den 1960er Jahren die Sendung im Westfernsehen mit meiner Familie in Berlin regelmäßig geschaut. Mich haben weniger die Stargäste interessiert, ich fand es interessanter, etwas über Berufe zu erfahren. Es wurden ja auch immer kleine Beiträge eingespielt. Das Mitraten war immer spannend.
Wie bist Du auf die Idee gekommen, das TV-Format auf die Bühne zu übertragen?
2008/2009 war meine erste Spielzeit als Intendant in Rudolstadt. Wir haben versucht, auch neue Formate zu entwickeln, die Zuschauer vielleicht ins Theater bringen, die nicht die klassischen Theaterbegeisterten sind. Da war eine Rateshow naheliegend, und da kam ich irgendwann auf Robert Lembke. Wir haben Gäste aus der Region geholt, die man kennt, um unser Programm auch regional anzubinden. Das war für uns ganz klare Programmatik. Das Publikum fühlt sich ernst genommen, und wir bieten Unterhaltung mit kabarettistischen Mitteln und Musik. Dass wir es geschafft haben, die Open-Air-Vorstellungen von MMM so erfolgreich durchzuführen, ist schon ein Erfolg. Im Sommer in der Woche 700 Leute auf die Heidecksburg zu holen an einem Mittwoch, das ist beachtlich. Wir haben ja ganz bewusst die Veranstaltung auf einen Mittwoch gelegt, in die Saure-Gurken-Zeit am Theater. Die Show heißt von Anfang an »MMM – Was bin ich?«. Mein Arbeitstitel war »Menschings Munterer Mittwoch«. Aber da wir keinen Personenkult betreiben wollen, haben wir einen Wettbewerb ausgerufen. Sieger wurde dann das regional gefärbte »Mir machen’s möglich«. Eigentlich erwartete man aus DDR-Zeiten etwas wie »Messe der Meister von Morgen« und »Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser!«
Am 15. Oktober 2008 war die erste Show von »MMM – Was bin ich? am Theater Rudolstadt. Woran erinnerst Du Dich?
Der erste Stargast war Peter Ducke, das Fußball-Idol aus Jena, ich habe auch noch eine Tasse von ihm in meinem Büro. Ansonsten erinnere ich mich daran, dass das Große Haus halb voll war und dass vorher alle gesagt haben, ich soll das doch im Schminkkasten machen, weil wir das Große Haus doch sowieso nicht vollkriegen.
Die heitere Beruferateshow ist immer ausverkauft, es gibt Wartelisten für Karten – warum hat sie so einen großen Erfolg beim Publikum?
Der besondere Erfolg liegt im Format, man erfährt etwas über Berufe, was man vorher noch nicht wusste. Man erlebt einen Stargast, das Phänomen der Promibewunderung spielt eine gewisse Rolle. Das ist auch ganz wichtig für die Leute: Wer kommt denn heute? Man sieht die Schauspieler im Rateteam, die mehr oder weniger vergeblich versuchen, eine Sache herauszubekommen. Das hat ein gewisses Moment der Schadenfreude und ist amüsant. Die Show hat den großen Vorteil gegenüber dem klassischen Theater, dass sie sehr von der Spontanität lebt, vom Einfall, auch vom Scheitern. Viele Leute sind immer dann besonders begeistert im Theater, wenn etwas nicht funktioniert. Wenn man improvisiert, ist man immer sehr nah dran an der Sache. Dem als Zuschauer beizuwohnen, das ist ein besonderes Vergnügen, das ist der Kitzel. Jede Show ist anders, ein bisschen Party, aber nicht nur Jux und Tollerei. In den Biografien der Gäste und in dem, was sie arbeiten und leisten, gibt auch viele berührende und nachdenkliche Momente, die etwas mit dem wirklichen Leben zu tun haben.
Was ist Dir von den 100 Folgen besonders in Erinnerung geblieben?
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir natürlich die abgebrochene MMM mit der früheren MDR-Moderatorin Katrin Huß im März 2019. Weil es nicht zu den Glanzleistungen einer Moderation gehört, wenn man so einen Schritt wagt, eine Veranstaltung abzubrechen Aber ich habe damals keine andere Möglichkeit gesehen. Das war nicht angenehm, weil Teile des Publikums nicht hören wollten, dass ich diese Frage stelle. Und ich bekenne mich nach wie vor dazu. Es war eine rechte Verschwörungstheorie, die sie geäußert hatte und auf die ich sie angesprochen habe. Das ist sicherlich nicht geschickt gewesen in so einem Format und auch noch so spät am Abend, aber andererseits bin ich auch bekannt dafür, dass ich mich vor unbequemen Fragen nicht drücke. Und wir haben ja später eine Veranstaltung im Schminkkasten gemacht, die die Wogen wieder etwas geglättet hat. Mir ging es nicht darum, Katrin Huß vorzuführen. Mir ging es darum, unterschiedliche Meinungen kritisch zu diskutieren.
Es sind so viele tolle Gäste hier gewesen, ich erinnere mich sehr gern an Ulla Meinecke, weil ich sie sehr schätze, wie auch Täve Schur, ich kriege viele Namen gar nicht mehr zusammen … Als Moderator bringe ich jedem Gast, nicht nur den Stargästen, Offenheit und Freundlichkeit entgegen. Ich nehme alle Gäste ernst und respektiere, wie sie ihr Leben meistern. Ich glaube, das Publikum spürt auch, dass das Gespräch gesucht wird und die Gäste nicht nur abgehandelt werden. Für mich sind das immer sehr schöne Erlebnisse, wenn ich etwas Neues erfahre.
Die Show ist Teamwork, vor und hinter den Kulissen. Was braucht es immer aufs Neue zum Gelingen?
Die Show braucht Wachheit, und die erwarte ich auch vom Rateteam. Es muss mit gespitzten Ohren konzentriert sein und mit Lust und Leidenschaft versuchen, diese Aufgabe zu erfüllen. Das ist ja für Schauspieler eine ganz ungewöhnliche Situation. Normalerweise haben sie Textbücher und entwickeln Figuren, und bei MMM haben sie nichts. Sie spielen keine Rolle und müssen auf dem Sprung sein, reagieren und Schlüsse ziehen. Insgesamt haben da alle immer super mitgezogen und den 260 Leuten im Theater schöne Abende bereitet.
Wie lange gibt es MMM noch mit Dir als Roberto Lembke?
Ich mache das so lange, wie ich hier bin, mein Intendantenvertrag läuft bis Sommer 2029. Und dann ist auch gut. Nach 100 Vorstellungen kenne ich meine Pappenheimer, die vier Schauspieler, die im Rateteam sitzen. Ich weiß, wo sie schwächeln, wann ich sie motivieren muss mit Eselsbrücken, damit sie zu Ergebnissen kommen. Klar, da gibt es schon gewisse Ermüdungserscheinungen. Aber wenn die Lampen angehen und man heraustritt vor die Leute, dann weiß man, dass man sich zwei, drei Stunden lang sich wieder etwas einfallen lassen muss. Und das ist immer noch spannend.
Das Gespräch führte Cornelia Dunker
19.12.2024 / Aktuelles
Heute Vormittag gab es gleich zweimal Bescherung. Einmal für den Tafel Saalfeld Rudolstadt e. V. – ein Spendenscheck in Höhe von 1000 Euro wurde von Intendant Steffen Mensching und Verwaltungsdirektor Mathias Moersch an zwei Tafel-Mitarbeiter überreicht. Das Geld war in den vergangenen Monaten u. a. beim Theaterfest gesammelt worden. Die Übergabe kurz vor Weihnachten gehört schon seit Jahren zur Tradition. Peter Heß und Elfried Engelbrecht nahmen den Scheck stellvertretend für den Verein dankend entgegen. Den Dank reichen wir gleich weiter an unser Publikum, das uns so toll unterstützt!
Und zum anderen hatten unsere Kolleginnen und Kollegen selbst gesammelt, Spielsachen, Kinderkleidung, Bücher u. a. Auch dies geschieht schon seit vielen Jahren, dass Steffen Mensching und Alberto Travagli, Solokontrabassist der Thüringer Symphoniker, damit kurz vor Weihnachten in die Gemeinschaftsunterkunft fahren und den dortigen Kindern eine Freude machen.
13.09.2024 / Aktuelles
Nach seinem umjubelten Debüt vor zwei Jahren kommt der junge Cellist Friedrich Thiele zurück in den Meininger Hof und leiht den Thüringer Symphonikern zum Saisonauftakt beim 1. Sinfoniekonzert seine besonderen Farben. Er gehört zu den herausragenden Cellisten seiner Generation. 1996 in Dresden in eine Musikerfamilie hineingeboren, verlief sein künstlerischer Werdegang geradlinig. Und doch gab es in jungen Jahren die Entscheidung zwischen Konzertsaal und Fußballplatz. Ein Gespräch über die zwei Herzen, die noch heute in Thieles Brust schlagen.
Ihre künstlerische Laufbahn begannen Sie in der Kinderklasse der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden, setzten sie am Landesgymnasium für Musik fort, später waren Sie Student an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar und sind nach dem Master-Abschluss an der Kronberg Academy jetzt 1. Konzertmeister der Violoncelli in der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Das hört sich alles folgerichtig und sehr konsequent an. Wie war das für Sie als junger Mensch, der auch leidenschaftlich gern Fußball spielte?
Friedrich Thiele: Das war schon folgerichtig und konsequent und geschickt geführt von meinen Eltern. Fußballspielen war die größere Leidenschaft, aber Cellospielen das größere Talent. Zwischen 11 und 14 habe ich mindestens so viel Zeit auf dem Fußballplatz verbracht wie beim Cello-Üben. Beim Fußball war ich in einer Gemeinschaft, mit meinem Cello dagegen allein. Obwohl ich mich immer auf das Vorspiel gefreut habe und Spaß am Präsentieren hatte. Drei Mal in der Woche war Training beim FV Dresden-Süd-West, der ein Sprungbrett zu größeren Vereinen ist. Kamen noch die Spiele hinzu, das war alles sehr zeitaufwändig.
Was hat schließlich doch den Ausschlag gegeben, dass Sie eine Musiker-Karriere und keine Fußballer-Laufbahn eingeschlagen haben?
Friedrich Thiele: Als ich mit 14 keine Lust mehr hatte, Cello zu üben, haben meine Eltern in Leipzig ein Vorspiel bei meinem großen Vorbild Peter Bruns organisiert. Diese Begegnung hat dazu geführt, dass ich von 2011 bis 2016 als Jungstudent in seiner Klasse studiert habe. Er hat extrem viel gefordert, aber ich habe auch viel von ihm lernen können.
Sie üben mehrere Stunden am Tag, sind in vielen Konzerten zu hören und nehmen an Wettbewerben teil. Wie steht es heute bei Ihnen mit dem runden Leder, spielen Sie noch in Ihrer Freizeit Fußball?
Friedrich Thiele: Fußball ist bis heute eine Leidenschaft geblieben. Ich versuche, mindestens einmal in der Woche in einer Freizeitmannschaft zu spielen, habe mich extra bei drei verschiedenen Teams anmeldet, damit ich zeitlich flexibel bin. Ich spiele aber nicht im Ligabetrieb. Hin und wieder verfolge ich auch im Stadion Spiele von Dynamo Dresden in der 3. Liga. Und ich bin immer noch Fan von Werder Bremen. Das waren Zeiten, als dort noch Klose, Özil und Diego spielten!
Das Gespräch führte Cornelia Dunker