Sechs Personen suchen einen Autor

Deutsch von Georg Richert
Überarbeitet von Michael Rössner, Elke Wendt-Kummer und Maria Sommer
Premiere am 13. September 2008, Großes Haus

Schauspiel von Luigi Pirandello

  Ungeladner Gast ist eine Last, sagt das Sprichwort. Dennoch lieben die Komödiendichter aller Zeiten den Blitzbesuch, der für Verwirrung, jähe Wechsel und Klamauk sorgt. Das Theater braucht die Störenfriede. Aber was geschieht, wenn sich die Störung in den heiligen Hallen der Kunst selbst ereignet? Dann werden auch Theatermenschen schnell ungehalten und reagieren gereizt. Genau dies passiert in dem Stück »Sechs Personen suchen einen Autor«. An einem gewöhnlichen Tag, just in dem Moment als der Theaterdirektor daran geht, ein Stück eines weltberühmten Dramatikers in Szene zu setzen, platzen sechs Personen in die Probe. Eine Unterbrechung, die umso unglaublicher ist, als sie niemand den schüchternen Leuten, die sie unternehmen, zugetraut hätte. Der Theaterdirektor schenkt den Eindringlingen, die von sich behaupten, ein Autor hätte sie erschaffen, aber nicht vollendet, nur widerwillig Gehör. Pannen und Schmiere hat er in seinem Theater genug. Und die Schauspieler? Sie wittern instinktiv Konkurrenz. Hier wollen ehrgeizige Dilettanten auf die ganz sentimentale Tour die Bühne erobern, was sonst? Doch die Beharrlichkeit der sechs Personen zeitigt ihre Wirkung. Der Direktor empfindet für die rührselige Geschichte, die man ihm auftischt, wachsende Begeisterung. Was für ein Stoff! Welch dramatische Konstellation! Er bittet die Fremden auf die Bühne, ohne zu ahnen, dass diese sich nicht mit Nebenrollen begnügen. Bald bestimmen sie die Szene und degradieren die richtigen Komödianten zu Statisten. Was als Posse beginnt, gerät zur Farce und entwickelt sich zum furiosen Familiendrama um Sein und Schein. Die Uraufführung von »Sei personaggi in cerca d’autore« war sicher eine der größten Theatersensationen dieses Jahrhunderts. Am 10. Mai 1921 fand in Rom die Premiere des Stückes statt. Sie wurde zu einem kaum noch vorstellbaren Skandal. Zuschauer, Schauspieler und Kritiker gerieten sich auf der Bühne gegenseitig in die Haare, das Publikum rottete sich nach der Vorstellung zusammen, bedrohte den Autor und diskutierte das Stück anschließend noch stundenlang auf den öffentlichen Plätzen der Stadt. Wenige Monate später, bei der Aufführung in Mailand, schlug die Empörung in  Begeisterung um, und von da ab eroberten sich die Sechs Personen innerhalb von drei Jahren alle Bühnen der Welt. Luigi Pirandello (1867–1936) erhielt für sein Gesamt werk 1934 den Nobelpreis der schwedischen Akademie.


Stückinfos

Premiere: 13.09.2008


Mitwirkende

Regie: Steffen Mensching
Ausstattung: Elke Eckardt