Ein Stück übers Flüchten von Enver Husicic (14+) (Deutschsprachige Erstaufführung)
Aus dem Niederländischen von Christine Bais
Premiere am 16. März 2017, theater tumult
»Alles ist besser als ein Land voll Krieg und Raketen.« Saif weiß, wovon er spricht. Gemeinsam mit seiner Mutter hat er die fünftausend Kilometer entfernte Hölle von Afghanistan hinter sich gelassen, hat Deutsch gelernt und inzwischen fast vergessen, dass er ein Flüchtling war. Ihm begegnet Jolanda, die sich Mirthe nennt. Auch sie ist mit ihrer Mutter geflohen – vor dem Jähzorn und den Schlägen ihres alkoholkranken Vaters. Mitreißend und überwältigend schön, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, trifft die Liebe die beiden Jugendlichen. Doch genau wie sie ihre verzweifelte Lage kurzzeitig erhellt, so abrupt verglüht sie auch. Kann Mirthe überhaupt jemals irgendwo ankommen? Kann sie den Hass auf ihren Vater ablegen und die Wut auf Saif, der sie durch seinen Selbstmord allein zurückließ, weil er der Abschiebung aus Deutschland zuvorkommen wollte? Mirthe gibt trotz aller Nackenschläge und schmerzhaften Erinnerungen nicht auf. Sie spricht mit sich selbst, sie spricht zu uns und ist vor allem im intensiven Dialog mit Said. Aus dem jungen Mädchen wird eine Erwachsene, mit Kraft und neuem Lebensmut, auch wenn ihr ab und zu eine Träne der Vergangenheit über die Wange rollt.
Enver Husicic, 1974 in Rotterdam geboren, erzählt in seinem Theaterstück mit einer poetisch-kräftigen und bisweilen ins Surreale kippenden Sprache vom Irrsinn der Gegenwart. Nach der Uraufführung 2014 in den Niederlanden ist »Rakete« als deutschsprachige Erstaufführung am Theater Rudolstadt zu erleben.
Spieldauer: 65 min / keine Pause
Premiere: 16.03.2017
Bühne und Kostüme: Christine Brunner-Fenz
Regie: Sebastian Stefan Golser
Dramaturgie: Andrea Marggraf
Mirthe: Marie Luise Stahl
Saif: Andreas Mittermeier