Hilfe, die Mauer fällt!

Komödie von Karsten Laske und Steffen Mensching
(Mitarbeit Michael Kliefert)

Uraufführung anlässlich des Mauerfalls vor 30 Jahren

»Wahnsinn!« war das Hauptwort, als am 9. November 1989 die Mauer fiel. Unvergessliche Emotionen und Bilder haben sich damals ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Die Autoren Karsten Laske und Steffen Mensching schildern die Vorgänge rund um den Mauerfall von beiden Seiten des »antifaschistischen Schutzwalls «. Im Zentrum ihrer Komödie steht Konrad Polauke. Der Blumenhändler aus Berlin-Steglitz reist seit Jahren regelmäßig nach Ost-Berlin, weniger um Mokkafix-Kaffee zu schlürfen und Goldbroiler zu zerrupfen, mehr wegen der geschäftlichen und geschlechtlichen Beziehungen, die er dort unterhält bzw. die ihn dort unterhalten. Als im Sommer 1989 tausende DDR-Bürger über die ungarisch-österreichische Grenze die Flocke machen oder über Prager Botschaftszäune klettern, spürt der Florist Gefahr im Verzug. Soll sein florierendes Geschäftsmodell durch den Flüchtlingsansturm nicht den Bach runter gehen, muss er handeln. Polauke fährt in die Hauptstadt der DDR mit der festen Absicht – und ganz im Stile Udo Lindenbergs –, im Gespräch mit dem »Honi« einiges im Nachbarland geradezurücken. Doch die Ereignisse überstürzen sich. Plötzlich ist für den Geschäftsmann nichts mehr wie früher, privat als auch politisch. Doch Polauke ist viel zu gewieft, um sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen.

Karsten Laske und Steffen Mensching gelingt in ihrer Komödie etwas Seltenes: das Thema der Deutschen Einheit in Form eines Schwankes. Sie sparen dabei nicht mit Parallelen zum Heute. Immer sind Ängste und Besitzansprüche im Spiel, wenn Menschen versuchen, Einfluss auf den Gang der Geschichte zu nehmen. Gleichzeitig zeigen die Berliner Autoren, dass der innerdeutsche Zwist über den Verlauf des Einigungsprozesses frühe Ursachen hat.

 

Wir danken Rudolstädter Systembau für ihre Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.


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Pressestimmen

Kritik in der Ostthüringer Zeitung (Auszug)
18.11.2019, von Ulrike Merkel

Ulrike Merkel beschreibt die Premiere der Inszenierung als »umjubelte Uraufführung«, bei der das Publikum »begeistert trampelte«. Autor Karsten Laske und Intendant Steffen Mensching haben »alles richtig gemacht«. Die Köpfe hinter der Theatersatire erschufen eine »kühne, wie handlungsreiche Boulevardkomödie«, betont die Rezensentin. Diese »neue Grenzlegende« sei ein »kluges, gagreiches Stück, das nach verhaltenem Start ungemein fesselt«. Vor allem die politischen Szenen »faszinieren, fern jeder ostalgischen Verklärung«. Als Beispiel diesbezüglich nennt die Kritikerin »Polaukes Ängste vor den strömenden Wirtschaftsflüchtlingen«, welche »das allzu menschliche Bedürfnis nach Wohlstand« offenbaren, das »heute ein Teil von uns Ostdeutschen gern nur den Landsleuten zubilligen mag«.
Ausstatterin Monika Maria Cleres hat »für dieses Stück das perfekte Bühnenbild geschaffen«. Die von Cleres erzeugte »Akzentuierung der Mauer nehmen auch die Schauspieler auf«, schreibt Merkel. »Anne Kies etwa spielt zum einen die leicht überdrehte, aufgestylte Haushaltshilfe« im Westen, aber auch eine Frau des Ostens »als graue Maus«. Hauptdarsteller Markus Seidensticker gibt seinen »um keine Notlüge verlegenen Konrad Polauke komödiantisch exaltiert und mit westdeutscher Überzeugungskraft«. »Großartig« seien auch Marcus Ostberg als »Stasi-Sascha« und Johannes Arpe als »gastarbeitender Kurde, der in den musikalischen Umbaupausen Udo Jürgens »Platz an der Sonne« wunderbar hinschmachtet«. Selbst die Umbau-Intermezzi würden »in Menschings Inszenierung zu kleinen Höhepunkten«.

Kritik im Neuen Deutschland (Auszug)
09.12.2019, von Hans-Dieter Schütt

Als ein »Gelächterspiel gegen die deutsche Beflissenheit, sich in Sachen Geschichte so ausdauernd in Ernsthaftigkeiten einzubetonieren«, beschreibt Hans-Dieter Schütt das Werk. Die Inszenierung sei eine »leicht-sinnige Lockerungsübung zum Mauersturz-Jubiläum«. Mensching führt das Ensemble »unbekümmert und geschmeidig an den Fäden eines Puppenspielers«. Das Übertreibungsmoment würde »ausgelassen mit der Alltagsbanalität über die Bühne toben« und somit »sympathische Spießer, verdatterte Geschichtsbetroffene, hilflose Machtbeamte, strudelnde Traumtänzer– Juxbündel allesamt« hervorbringen. Diese seien aber »trotzdem Menschen« und dadurch keineswegs zu klischeebehaftet.
Insbesondere Hauptdarsteller Markus Seidensticker wurde von dem Rezensenten hervorgehoben: Er geht »seinen Polauke mit der wieselnden Virtuosentapsigkeit eines sehr sensiblen Komiker-Elefanten an«. Als »schön, romantisch, unangreifbar« beschreibt Schütt die Songs zwischen den Szenen, dargeboten vom Schauspielensemble.


Stückinfos

Premiere: 16.11.2019
Spieldauer: 3 h / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus


Mitwirkende

Regie: Steffen Mensching
Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres
Dramaturgie: Karolin Berg, Michael Kliefert
musikalische Einstudierung: Thomas Voigt

Konrad: Markus Seidensticker
Greta: Verena Blankenburg
Georg / Schlack: Rayk Gaida
Maik: Franz Gnauck
Maria: Heike Meyer
Sascha: Marcus Ostberg
Frieda / Jana: Anne Kies
Mustafa / Mittig: Johannes Arpe
Timon / Meinl: Johannes Geißer
Stefanie: Laura Bettinger