Tragödie von William Shakespeare
In einer Übersetzung von Marius von Mayenburg
»Etwas ist faul im Staate Dänemark!« Seit Claudius den Thron bestieg, regiert die Heuchelei. Noch übt sich Hamlet in Diplomatie, doch der Geist seines Vaters, des alten Königs, bestätigt ihm, was er schon ahnt: Sein Onkel Claudius errang die Macht durch feigen Brudermord, und Hamlets Mutter Gertrud ist in die Tat verwickelt. Hamlet schwört Rache; ein Anschlag muss her, eine Tat, die das ganze verlogene Regime stürzt. Mit entlarvenden Anspielungen, gehüllt in den Anschein des Wahnsinns, klagt Hamlet die Schuldigen öffentlich an. Doch als die Gelegenheit zum Mord da ist, lässt er sie verstreichen und tötet den Falschen. Hat der junge Mann die Kraft, ins Rad der Geschichte einzugreifen? Sind bessere Verhältnisse nach einem Umsturz wirklich möglich? Oder bleibt Hamlet nur übrig, diese aus den Fugen geratene Welt stoisch zu ertragen? Claudius führt den Gegenschlag aus. Seine Intrige jedoch trifft nicht bloß Hamlet, sondern löscht das gesamte Königsgeschlecht aus. Durch den inneren Showdown geschwächt, fällt Dänemark an eine fremde Macht. Kriegslärm regiert nun die Welt.
Das wohl berühmteste Theaterstück der Welt ist Politthriller, Psychodrama und Familientragödie. Schon der Shakespeare-Forscher Jan Kott wusste: »Hamlet kann man nicht im Ganzen spielen.« Jede Epoche greift bestimmte Aspekte heraus. Heute stellen innere Gräben und globale Konflikte die »westlichen« Gesellschaften vor die Zerreißprobe. Einst gefestigte Wertorientierungen implodieren, vermeintlich stabile gesellschaftliche Strukturen geraten ins Wanken. Vor diesem Hintergrund nehmen wir unsere Inszenierung – teilweise neu besetzt – nach vier Jahren Abwesenheit wieder in den Spielplan auf.
Wir danken der architektengruppe a+m für ihre Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.
»Das Publikum ist begeistert von der Premiere – der Applaus hält sich länger als ein Monolog Hamlets, und eine Standing Ovation gibt es auch«, schreibt Nathalie Lauterbach von der OTZ zur Wiederaufnahme des Shakespeare-Stückes. Neu ist Franz Gnauck in der Titelrolle. Er meistert »hervorragend den Balanceakt aus getriebener Rachefigur und trauerndem, zwiegespaltenem Sohn«. Regisseur Alejandro Quintana bringt aus seinem Heimatland Chile die feministische Bewegung »Der Vergewaltiger bist du« mit und macht aus »der misshandelten, tragischen Ophelia eine zornige Aktivistin. Obwohl dieser Einfluss zunächst etwas deplatziert wirkt, verfehlt er dennoch nicht seine Wirkung und lässt die beiden weiblichen Figuren… in einem neuen Licht erscheinen.« Die Zeitlosigkeit des 400 Jahre alten Stückes ist sichtbar. Ein Besuch des Stückes lohne sich für Theater-Fans oder auch Schulklassen auf jeden Fall.
Premiere: 25.01.2020
Spieldauer: 2 h 50 min / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus
Regie: Alejandro Quintana
Bühne und Kostüme: Andrea Eisensee
Choreografische Mitarbeit: Julieta Figueroa
Fechtchoreografien: Jakob Köhn
Dramaturgie: Michael Kliefert, Judith Zieprig
Theaterpädagogik: Friederike Dumke
Hamlet: Franz Gnauck
Claudius: Johannes Arpe
Geist: Marcus Ostberg
Gertrud: Ute Schmidt
Polonius / Osrik: Jochen Ganser
Fortinbras: Jakob Köhn
Ophelia: Anne Kies
Horatio: Marcus Ostberg
Güldenstern / Soldat: Michael Goralczyk
Rosenkranz: Rayk Gaida
Laertes: Johannes Geißer
1. Totengräber: Verena Blankenburg
2. Totengräber / Priester: Rayk Gaida
Fr, 14.02.2025, 19:30 Uhr
Rudolstadt, Theater im Stadthaus
Di, 18.02.2025, 15:00 Uhr
Rudolstadt, Theater im Stadthaus
Di, 04.03.2025, 11:00 Uhr
Rudolstadt, Theater im Stadthaus