Filmclub »Ruhestörung«

Reihe im Vorfeld des 1. Thüringer Theaterfestivals 60plus

Nicht nur das Theater, auch andere Kunstformen haben längst für sich entdeckt: Alte und ältere Menschen haben enormes Potenzial. Eine Auswahl dessen, was uns die Filmwelt an Geschichten zu bieten hat, zeigt der Filmclub »Ruhestörung« vom 6. Juni bis 26. September 2011. Im Schminkkasten und später in den Bauernhäusern stehen Streifen von »Wolke 9« bis »Mamma Mia!« auf dem Programm. Den Auftakt gibt eine glänzend besetzte »Komödie über das Alter, die Jugend und andere Ewigkeiten«: »Giulias Verschwinden« (2009) mit Corinna Harfouch und Bruno Ganz.

Montag, 6. Juni 2011 • 20 Uhr, Schminkkasten
Giulias Verschwinden
CH 2009, Regie: Christoph Schaub, 88 min

Eigentlich soll Giulia (Corinna Harfouch) mit ihren Freunden in einem Restaurant ihren 50. Geburtstag feiern. Doch während die wartenden Gäste über Allergien, Übergewicht und Wadenkrämpfe philosophieren, streift sie durch die Straßen und kommt zu dem Entschluss, dass ihr an diesem „Freudentag“ nicht zum Feiern zu Mute ist. Nur zu gerne lässt Giulia sich von einem älteren Herrn (Bruno Ganz) auf ein Glas Wein einladen. Im Restaurant sind derweil hitzige Diskussionen über Fragen des Daseins im Gange, als plötzlich die Tür aufgeht und der Ehrengast doch noch erscheint.

Montag, 20. Juni 2011 • 20 Uhr, Schminkkasten
Das Beste kommt zum Schluss
USA 2008, Regie: Rob Reiner, 93 min

Zwei krebskranke Bettnachbarn im Krankenhaus, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten: Während der Therapien kommen sich der schwarze Automechaniker (Morgen Freeman) und der reiche, weiße Milliardär (Jack Nicholson) näher, werden Freunde und arbeiten schließlich gemeinsam eine umfangreiche Liste »unerledigter Dinge« ab.

Freitag, 22. Juli 2011 • 22 Uhr, Thüringer Bauernhäuser
Die Eleganz der Madame Michel
Frankreich 2010, Regie: Mona Achache

Die Zeichnungen der 11-jährigen Politiker-Tochter Paloma (Garance Le Guillermic) sind große Kunst, ihre alltäglichen Anmerkungen bemerkenswert intelligent. Doch über ihren Scharfsinn ist auch jegliche kindliche Illusion geplatzt. Resigniert beschließt Paloma, an ihrem zwölften Geburtstag in den Freitod zu gehen. Ehe es so weit ist, will sie einen Abschiedsbrief in Form eines Films über ihre Familie und deren Anwesen verfassen. Dann kommt sie einem Geheimnis der alten Madame Michel (Josiane Balasko) auf die Schliche und schließt Freundschaft mit der Concierge. Auch der frisch zugezogene Japaner Kakuro Ozu (Togo Igawa) scheint ein sonderbares Interesse an Madame Michel zu hegen …

Freitag, 5. August 2011 • 22 Uhr, Thüringer Bauernhäuser
Elsa & Fred
Spanien, Argentinien 2005, Regie: Marcos Carnevale

Elsa, die behauptet 77 Jahre alt zu sein, ist ein Teenager „in altem Kleid“. Sie ist frech, temperamentvoll, von umwerfendem Charme und lügt, wenn sie den Mund aufmacht. Fred, eigentlich Alfredo, ihr neuer Wohnungsnachbar, ist tatsächlich 78, gerade Witwer geworden, hypochondrisch veranlagt und eher etwas scheu. Wie ein Wirbelwind bricht Elsa in sein Leben ein, entschlossen, die wertvolle Zeit, die ihr noch bleibt, mit der Liebe ihres Lebens zu genießen …

Montag, 5. September 2011 • 20 Uhr, Schminkkasten
Mañana al mar
D, E 2005, Regie: Ines Thomsen

Winter am einsamen Stadtstrand von Barcelona. Die Wellen kommen und gehen. Der fast 90-jährige José joggt durch den Sand und Paulina, eine gehbehinderte alte Dame, singt kubanische Boleros aus ihrer Jugend im eisigen Meer, während ihre Krücke am Ufer wartet. Der 80-jährige Antonio sitzt auf seinem selbst gemauerten Thron auf der Mole und lässt einen Blick über die See schweifen. Die Protagonisten dieses Films stehen am Ende ihres Lebens. Sie sind Teil einer älteren Strandgemeinschaft, deren Leidenschaft sie jeden Morgen zum Meer zieht. Über einen langen Zeitraum folgt der Film diesen liebenswerten, humorvollen und überaus lebendigen Individualisten, die hier Wind, Wetter und Zeit trotzen und nimmt Teil an ihren Liebes- und Alltagsgeschichten. Die Kamera verlässt dabei nie den Strand, der als natürlicher Lebensraum dieser Menschen erscheint. Er wird Schauplatz einer rituellen Begegnung mit dem Meer, dessen Rhythmus den Film bestimmt.

Montag, 12. September 2011 • 20 Uhr, saalgärten
Young@Heart
USA 2008. Regie: Stephen Walker

Für ein lokales Konzert probt der „Young@Heart“-Chor unter der Leitung von Bob Cilman im amerikanischen Northhampton Massachusetts für einen Gig in sieben Wochen. Ihr Durchschnittsalter beträgt erstaunliche 81 Jahre und genau so ungewöhnlich ist ihr Programm: „Schizophrenia“ von Sonic Youth, „I Feel Good“ von James Brown, oder „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees werden zu metaphernreichen Kommentaren zur Gemütslage im hohen Alter. Doch wer ein echter Entertainer ist, lebt und stirbt für die Bühne, inkontinent oder nicht, denn – und selten war dieses Motto so philanthropisch – the show must go on. Schon aus Respekt für die kürzlich verstorbenen Sänger, die einem ans Herz gewachsen sind.

Montag, 19. September 2011 • 20 Uhr, saalgärten
Wolke 9
D 2008, Regie: Andreas Dresen

Inge (Ursula Werner) ist Mitte 60. Sie verdient sich ein Zubrot als Änderungsschneiderin und singt regelmäßig in einem Chor. Mit ihrem Mann Werner (Horst Rehberg) ist sie bereits seit 30 Jahren glücklich verheiratet. Doch dann lernt sie den 76-jährigen Karl (Horst Westphal) kennen und landet mit dem rüstigen Rentner im Bett. Von diesem Moment an ändert sich Inges Leben von Grund auf. Während ihre Tochter Petra (Steffi Kühnert) den Zusammenbruch der Familie fürchtet, sollte Werner etwas von der Affäre seiner Frau erfahren, ist Inge zwischen den beiden Männern hin und her gerissen …

Montag, 26. September 2011 • 20 Uhr, Schminkkasten
Der Kuss der Tosca – Il Bacio di Tosca
CH 2006, Regie: Daniel Schmid

An der Piazza Buonarotti in Mailand liegt heute noch Giuseppe Verdis „schönstes Werk“, wie er selbst sagte. Es ist die „Casa di riposa“ ein Altersheim, 1896 von ihm gegründet für Menschen, „die weniger Glück hatten als ich“. Menschen, bei denen die große Karriere nie stattgefunden hat und andere, erfolgreichere, deren Traumgagen längst aufgebraucht sind. Heute leben sie alle vergessen in einem kleinen Zimmer mit einem Koffer voller Erinnerungen. Doch wer einmal von der Tosca geküsst wurde, lebt weiter für die Kunst, für das Scheinwerferlicht und die Selbstdarstellung. Dokumentarfilm über ein von Giuseppe Verdi gegründetes Altersheim …

Detaillierte Infos zu Programm und Festival finden Sie unter:

www.ruhestoerung-rudolstadt.de • Eintritt 3 Euro • Karten an der Abendkasse