Komödie von Folke Braband
»Man kann sich seinen Traumpartner nicht backen!« So hieß es früher, aber die Zeit schreitet voran. Wahrscheinlich dauert es nur noch ein paar Jahre, dann ist die Traumfrau oder der Traummann als digitales Wesen in Menschengestalt eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotertechnik sei Dank.Emma hat ihren Freund Oliver, einen Macho, wie er im Buche steht, verlassen. Endlich. Doch plötzlich taucht er unangemeldet wieder in ihrem Appartement auf. Eine Frechheit. Aber irgendetwas stimmt nicht: Oliver spricht mit so seltsam softer Stimme, und was ist eigentlich mit seinen Augen los? Es stellt sich heraus, dass Emma nicht ihrem Ex, sondern Oliver 4.0, einer KI der Agentur »Partnercook.com« gegenübersteht. Einem Haushaltsroboter, von Emma selbst einst im Internet »gebacken«. Der chipgesteuerte Wunderknabe ist in der Küche eine wahre Perle und auch in amouröser Hinsicht ein »echter« Traummann. Kein schlechter Ersatz für ihren rüden Ex-Freund. Vor allem Emmas Vater Lea, der sich momentan einer Geschlechtsumwandlung unterzieht, ist begeistert von diesem Oliver 4.0. Doch da kehrt der echte Oliver zurück, und es wird mehr als turbulent, denn auch eine KI hat so ihre digitalen Aussetzer.
Folke Braband, langjähriger Leiter der Berliner Komödie, hat eine brisante Doppelgänger-Komödie geschrieben. Geschickt verknüpft er die »Modethemen« Transhumanismus und Transsexualität miteinander und erzählt von den Grundfragen menschlichen Daseins. Dieses Stück hat mehr mit uns zu tun, als wir zunächst meinen. Wer wollen wir sein? Wie viel Selbstoptimierung tut uns und anderen noch gut?
Als eine »Boulevardkomödie des 21. Jahrhunderts« bezeichnet Ulrike Merkel Folke Brabands Stück »Fehler im System«, das im Schminkkasten eine »umjubelte Premiere« feierte. Selbst für die »genrebeliebte Rolle des Mannes in Frauenkleidern« habe der Autor mit Lea eine »kluge Entsprechung« gefunden. Sie wurde von Jochen Ganser »mit großer Grazia und komödiantischem Gespür« gespielt. Ebenso bringe Marcus Ostberg als störanfälliger Roboter das Publikum zum Lachen oder Klaudia Raabe als überforderte Emma und Johannes Arpe als Werkinstallateur. Das »schlichte Bühnenbild« von Tilo Staudte »lässt den Akteuren genug Raum«. Eine »kurzweilige, wendungsreiche Utopie über Liebe in Zeiten humanoider Ersatzpartner«.
Premiere: 24.09.2022
Spieldauer: 2 h / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Schminkkasten
Regie: Esther Undisz
Bühne und Kostüme: Tilo Staudte
Dramaturgie: Judith Zieprig
Emma: Klaudia Raabe
Oliver 4.0/Oliver: Marcus Ostberg
Lea: Jochen Ganser
Chris: Johannes Arpe
Sa, 02.11.2024, 20:00 Uhr
Rudolstadt, Schminkkasten