Elvis First!

Ein Spiel um Kult und Legende

Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der zum King wurde und vereinsamt und fettsüchtig, angeblich an Herzversagen, starb. Seine Eltern waren arm, der Vater Baumwollpflücker, er saß einige Jahre im Gefängnis, die Mutter arbeitete in Krankenhäusern als Hilfskraft und kümmerte sich um ihren Jungen. Sein Name: Elvis Aaron Presley. Geboren 1935 in Tupelo, Mississippi, war er bereits zwanzig Jahre später ein Superstar. Bis heute hat er als Solist weltweit die meisten Schallplatten verkauft. Über eine Milliarde. Wer, wenn nicht er, ist die Verkörperung des amerikanischen Traums. Obwohl selbst eher christlich-konservativ geprägt, wurde er zu einem Symbol von Multikultur, sexueller Befreiung, libertärer Lebensweise. In seinen Songs mischt sich schwarze Musik, Gospel, Rhythm ’n’ Blues mit den Traditionen der Cowboys und Farmer, Country- und Westernmusik. Mit Presley begann der Siegeszug des Rock ’n’ Roll, der die Kultur des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend prägen sollte.

Regisseur Jens Schmidl, Elvis-Fan seit vielen Jahren und selbst Musiker, erzählt vom Aufstieg und Fall des King – mit von der Partie sind natürlich seine unsterblich gewordenen Songs. Was hat uns in der heutigen Zeit neokonservativer Restauration dieser Frauenschwarm und Meister des verführerisch weichen Hüftschwungs noch zu sagen? Eine seiner aktuellen Botschaften heißt: »Die Wahrheit ist wie die Sonne, man kann sie eine Zeit verdecken, aber sie bleibt trotzdem da.«

Wir danken der Volksbank eG Gera • Jena • Rudolstadt  für die Unterstützung im Rahmen ihrer Stückpatenschaft.


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Pressestimmen

Kritik aus dem Freien Wort
27.03.2018, von Henryk Goldberg

»Er ist wieder da!« titelt das Freie Wort die Premierenkritik. Der wirkliche, der eigentliche Grund für einen solchen Elvis-Abend sei, man hat einen. Für Henryk Goldberg heißt er ganz klar Markus Seidensticker. Er habe, »das war in diesem Maße die Überraschung des Abends, etwas von diesem Glibber in der Stimme«. Aber auch die anderen Schauspieler »können singen, wirklich«, wenn sie auch in weniger Songs die Gelegenheit bekommen, und sie sind alle einmal Elvis. Die Collage aus Zitaten und fiktiven Texten, verfertigt von Regisseur Jens Schmidl, bilde um die Musik vielmehr »den Rahmen, den Vorwand, der jede Menge Spaß ermöglicht«. Zum Schluss »feiert das Publikum sein Ensemble und es hat, jenseits aller ungestellten popkulturellen und soziologischen Fragen, einen guten Grund, den besten, den es gibt auf einer Bühne: Die können es einfach.«

Tagebucheintag von Matthias Biskupek
25.03.2018, www.matthias-biskupek.de

Natürlich hatte der Mann einen leichten Dachschaden. Sicherlich nicht von Anbeginn an, aber wer schon mit zwanzig ein Mengen an Geld verdienender, Hallen mit kreischenden Fans füllender Sänger ist, bekommt einen an der Waffel. Der muss von Torten- und Tablettengenuss einfach fett werden. Dass auch seinen Followern, wie man heute sagen würde, jener Ruhm zu Kopf steigt, scheint bewiesen. Sonst gäbe es nicht so viele Wiedergeborene. Im übrigen aber war Elvis Aaron Presley ein Ausnahmetalent mit Ausnahmeliedern, der den Zeitgeist erfühlte, passenden Kitsch produzierte und bis heute die Hüften der Massen bewegt.
All das hat der Regisseur und Musiker Jens Schmidl wohl bedacht und mit Idee, Konzeption und Regie sich einen Bühnentraum erfüllt: »Elvis first – Ein Spiel um Kult und Legende.«
Dass er für diesen Traum das Theater Rudolstadt bekam, ist wohl ein Glücksfall. Hier ist mindestens seit der Ära Mensching kollektives Spiel und Musikalität angesagt. Elvis-Musik, Elvis-Klamotten und vor allem Elvis-Frisuren – die Maskendamen Carolin Höpfner/Christina Traeger darf man at first nennen und dann gleich die Ausstatterin Teresa Monfared folgen lassen. Im Publikum folgten nicht wenige: angeklebte Koteletten, Petticoats, Klimperkettchen.
Ja, die können singen und großartig tanzen, allesamt, die Damen Laura Bettinger, Ulrike Gronow, Anne Kies und Katrin Strocka und die Herren Jochen Ganser, Johannes Geißer, Marcus Ostberg und Markus Seidensticker. Dazu zwei Gitarristen, einen Schlagzeuger und den Schauspielmusikchef des Hauses, Thomas Voigt. Satt und saftig diese Musik.
Man entgeht der Gefahr, einen Lebens-Bilderbogen mit eingestreuten Elvis-Songs aufzuführen. Nein, keine szenischen Spielchen um frühe Not, Pubertät, Managerquerelen und Nixons Vietnam-Desaster. Meist exakt chorisch werden Selbst- und Fremdzeugnisse zitiert, um sogleich wunderbar choreografierte Marsch- und Tanz-, Schrei- und Hüpfeinlagen zu bieten. Die Choreografin Anne Römeth muss heftig gearbeitet haben, aber an Schweiß wird sichtbar nur jener von Elvis, auf Tüchlein für die quiekende Masse verteilt.
Jeder darf mal beim Elvis-Ähnlichkeitswettbewerb mittun, natürlich ist Seidensticker als weißgülden Gewandeter ein Hingucker – der zum Schluss »My Way«, singt, m. E. kein autochthoner Elvis-Titel. Natürlich kann ein Johannes Geißer all seine Luftgitarrenkünste zeigen. Nur als ein weiteres Beispiel: Laura Bettinger singt so wunderbar verloren und stimmstark »In The Ghetto«, dass man traurig ist, wenn sie aufhört.
Unkritisch geht die Aufführung mit ihrem gottähnlichen Wesen nicht um: da wird ironisiert, mal übers Ziel hinaus gesungen und an Humor geboten, was diesem Herrn mit dem leichten Dachschaden und dem tragischen Tod nur zuzumuten ist. Und seinen Anhängern, denn jeder in diesem Ensemble ist Fan und Sängergott, Weiberheld und Männerverschlinger.
Hingehen, angucken, zuhören und beseeligt heeme gehn.

Kritik aus der Ostthüringer Zeitung
26.03.2018, von Ulrike Merkel

Wie die »eigenwillige Hommage« an Elvis Presley nach knapp zwei Stunden in einem »kurzen, ausgelassenen Tanzvergnügen für Schauspieler und Zuschauer« gipfelt, beschreibt Ulrike Merkel in der Ostthüringer Zeitung gleich zu Beginn ihrer Kritik. Als ein »spaßiges Event« habe Regisseur Jens Schmidl den Abend konzipiert, bei dem der Theaterzuschauer einige überraschende Details aus dem Leben des Sängers erfahre. Vor allem die Gesangsnummern ernteten den langen Zwischenapplaus. Musikalischer Hauptakteur Markus Seidensticker »singt nicht nur die meisten Lieder, er zelebriert die Songs dem King angemessen, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen«.


Stückinfos

Premiere: 24.03.2018
Spieldauer: 1 h 45 min / keine Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus


Mitwirkende

Bühne und Kostüme: Teresa Monfared
Idee, Konzeption und Regie: Jens Schmidl
Musikalische Leitung und Einstudierung: Thomas Voigt
Dramaturgie: Michael Kliefert, Andrea Marggraf
Choreografie: Anne Römeth

Spielensemble: Marcus Ostberg, Anne Kies, Markus Seidensticker, Johannes Geißer, Jochen Ganser, Laura Bettinger, Katrin Strocka
Musiker: Thomas Hoppe, Moe Jaksch, Dirk Morning: Thomas Voigt