Premiere am 7. Mai 2009, theater tumult
Ein Klassenzimmerstück von Christiane Richers (12+)
Mary Ann kommt aus New York. Sie ist siebzehn Jahre alt und spricht gut Deutsch. »I know,« sagt Mary, »viele Amerikaner kennen nur ihre eigene Sprache. Dass ich Deutsch spreche, verdanke ich meiner Oma. Ich begleite sie auf ihrer Reise, obwohl das meinen Eltern nicht passt.« Das Mädchen steht in einem deutschen Klassenzimmer. Gleich wird die Tür aufgehen und Granny zu erzählen beginnen. Aber heute ist Esther Bauer verdammt spät dran. Was ist los? Dann kommt ein Anruf. Die Großmutter hat einen Schwächeanfall erlitten. Soll Mary die Schule schnell verlassen? Oder selbst von Esthers Leben erzählen? Die Enkelin kennt die meisten Stories, weiß, wie die Großmutter anfängt, womit sie den Vortrag beschließt. Außerdem hat sie die Fotos mit, die Dokumente, die Esther nach Amerika rettete. Ihr Elternhaus, das Bild ihres ersten Mannes, die Aufnahme, die Esther 1945 zeigt, wenige Tage nach der Befreiung aus dem KZ Mauthausen. Zunächst zögert sie, ist sichtlich nervös, aber dann kommt sie mehr und mehr in Fahrt und schildert das Überleben ihrer Großmutter in Hitlerdeutschland so, wie sie, die Siebzehnjährige aus New York, es verstanden hat. Das Stück von Christiane Richers behandelt den Holocaust auf sehr persönliche Weise. Im Zentrum steht ein junger Mensch, der die Aufgabe ernst nimmt, vor der nachfolgende Generationen in Deutschland stehen: Die düsteren Kapitel der deutschen Vergangenheit als Nachgeborene neu zu erzählen, damit die unvorstellbaren Gräuel im kollektiven Gedächtnis bleiben, auch wenn die letzten Zeitzeugen für immer verstummt sind.
Premiere: 07.05.2009
Regie: Anne-Kristin Jahn
Ausstattung: Katharina Piriwe