Corallina oder die beste aller Frauen

Komödie von Carlo Goldoni / Uraufführung der Übersetzung von Geraldine Gabor

Premiere am 22. Juni 2013, Schloss Heidecksburg

Frauen sind in fast allen Lebenslagen sensibler als Männer. Oder sollte man sagen: raffinierter? Vielleicht hilft unser Sommertheater, diese Frage zu klären.

Gleich zwei Vertreterinnen des schönen Geschlechts, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen in Carlo Goldonis Komödie aufeinander: die uneigennützige Corallina und die geldgierige Beatrice. Letztere hat den wohlhabenden, aber betagten Ottavio unter ihre wallenden Rockschöße genommen und, um Alleinerbin zu werden, dessen lebensuntüchtigen Sohn – oder besser: tollpatschigen Stammhalter? – Florindo aus dem Haus gejagt.

Ganz anders Corallina, die ehemalige Dienstmagd des Vaters! Sie zieht ins Haus des verstoßenen Sohnes ein und hilft ihm liebevoll auf die Sprünge. Der Einfallsreichtum der flotten, jungen Witwe kennt dabei keine Grenzen: »Wir lügen so oft, um Böses zu tun. Was zählen da die lumpigen zwei, drei Lügen, wenn man damit Gutes tut?« Gerissener als ein Politiker und wortgewandter als ein Anwalt zieht die beste aller Frauen die Fäden. Sie verhindert nicht nur Florindos Enterbung, sondern bringt den verschüchterten Herrn sogar mit seiner heimlichen Angebeteten zusammen.

»Es lebe unser Geschlecht, und krepieren soll, wer schlecht von uns redet!«, ruft die clevere Dienerin, als sie am Ende das eigene Glück gleich mit organisiert hat. Und Beatrice? Selbst für sie hat Corallina gesorgt.

»Wer die Welt genießen will, muss sie zu nehmen wissen. Und das erste Gebot heißt: Keine Gelegenheit versäumen.« Diesen Rat Goldonis sollten Sie unbedingt beherzigen und die Chance nicht verpassen, wenn wir seine Komödie »Corallina« aus dem Dunkel der Theatergeschichte ins Scheinwerferlicht der Bühnenwelt zurückbefördern. »La serva amorosa« – so der Originaltitel – mag zu Goldonis Lebzeiten in deutschen Landen eventuell gespielt worden sein, seither ist jedoch keine Aufführung bekannt.

Übrigens: Der gelernte Advokat und Vielschreiber Carlo Goldoni (1707 – 1793) konnte angeblich nicht atmen, wo keine Bühnenluft wehte. Als er einmal nach Perugia kam, fragte er: »Gibt es ein Schauspielhaus hier?« »Nein«, antwortete man ihm. »So bleibe ich für alle Reichtümer der Welt nicht hier!«, war seine Erwiderung. Käme Goldoni heute in unsere Gegend, wäre er sicherlich hocherfreut, dass Rudolstadt ein lebendiges Theater hat, zumal viele seiner unsterblichen Komödien hier schon inszeniert wurden. Aber dass seine »Corallina«, diese herrliche Komödie über die List, Klugheit und Großmut der Frauen, an der Saale womöglich eine deutschsprachige Erstaufführung erlebt, das hätte ihn gewiss überrascht.


Stückinfos

Premiere: 22.06.2013


Mitwirkende

Komposition:
Ausstattung: Mathias Werner
Regie: Carl-Hermann Risse
Liedtexte: Steffen Mensching
Musikalische Einstudierung: Thomas Voigt

OTTAVIO, Kaufmann in vorgerücktem Alter : Matthias Winde
BEATRICE, seine zweite Frau : Miriam Gronau
FLORINDO, Ottavios Sohn aus erster Ehe : David Engelmann
LELIO, Beatrices Sohn : Benjamin Griebel
PANTALONE, ein reicher venezianischer Kaufmann : Markus Seidensticker
ROSAURA, seine Tochter : Laura Göttner
CORALLINA, Florindos Magd : Carola Sigg
BRIGHELLA, Diener des Pantalone : Jorres Risse
ARLECCHINO, Diener des Ottavio : Jörg Schlüter
SER AGAPITO, ein Notar : Johannes Arpe
MUSIKER: