Kein Schlussstrich!

Im November 2011 brannte in Eisenach ein Wohnmobil aus, der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) flog auf. Sukzessive kamen die skrupellosen Taten des rechtsextremen Netzwerkes ans Tageslicht. 10 Jahre danach schließen sich Kultureinrichtungen aus dreizehn Städten zusammen, um die bis heute unfassbaren und zum Teil ungeklärten Vorgänge in einem bundesweiten Theaterprojekt im gesellschaftlichen Bewusstsein zu halten.
Die künstlerischen Akteure kommen aus den Städten, die von den Verbrechen des NSU-Komplexes direkt betroffen waren. Aber es sind genauso Orte beteiligt, in denen die Täter aufwuchsen, Aufenthalt oder Unterstützung fanden.

Das Projekt »Kein Schlussstrich!« macht nicht nur Perspektiven der Opfer und ihrer Angehörigen zum Thema, sondern auch die Verantwortung der Zivilgesellschaft und öffentlicher Institutionen. In den drei Festivalwochen im Herbst 2021 finden in mehreren Bundesländern Premieren und Veranstaltungen statt. Zugleich wurden mit dem Oratorium »Manifest(o)« von Marc Sinan und der Ausstellung »Offener Prozess« zwei Sonderprojekte entwickelt.

Am Theater Rudolstadt wird im Rahmen von »Manifest(o)« das Klavierstück »Gleißendes Licht / Parlayan Nur«, gespielt von Emre Elivar, aufgeführt. Des weiteren wird in der Schlosskapelle Saalfeld die Ausstellung »Offener Prozess« gezeigt. Der Eröffnungsabend zur Ausstellung lädt mit einem vielfältigen Programm zum Austausch ein.
Das Schauspiel »Furor« bildet in Kooperation mit der Fach- und Koordinierungsstelle Partnerschaft für Demokratie Rudolstadt-Saalfeld/»Zukunftsladen« die Eigenproduktion des Theaters Rudolstadt im Rahmen des Festivals und läuft im Festivalzeitraum im Theater in Eisenach. Die Premiere am Theater Rudolstadt wird am 12.10.2021 stattfinden.

Künstlerische Leitung: Ayşe Güleç, Tunçay Kulaoğlu, Simon Meienreis


Die Ausstellung »Offener Prozess«

Im Kontext (Ost-)Deutscher Historie erzählt die Ausstellung »Offener Prozess« eine Geschichte des NSU – von Migrationerzählungen, den Kontinuitäten rassistischer Gewalt und dem Widerstand dagegen. Eine Schau zur Aufklärung, Recherche und offenen Konfrontation mit dem immer noch »offenen Prozess« der vollständigen Aufarbeitung der Taten des NSU.
Mit dem Ansatz des »lebendigen Erinnerns« rückt »Offener Prozess« ausgegrenzte Perspektiven in den Mittelpunkt. Geschichten realer rassistischer Übergriffe geben Opfern rechter Gewalt eine Stimme. Darüber hinaus nimmt »Offener Prozess« strukturellen und institutionellen Rassismus ins Visier.

Vom 21.10. bis 07.11.2021 wird die Ausstellung in der Schlosskapelle Saalfeld zu sehen sein. Nach dem Eröffnungsabend kann sie ab dem 22.10. täglich von 14 bis 17 Uhr besucht werden.
Eröffnungsabend zur Ausstellung: 21.10.2021, Schlosskapelle Saalfeld

Besonders empfohlen für Schulklassen! Buchung einer Führung über Friederike Dumke unter theaterpaedagogik@theater-rudolstadt.de

Konzeption/Kuratoren: Ayşe Güleç und Fritz Laszlo Weber, Projektleitung: Hannah Zimmermann und Jörg Buschmann, Produktion: Irène Mélix


Die weiteren Programmpunkte

Manifest(o) – »Gleißendes Licht / Parlayan Nur«
Ritual des Erinnerns (Klavierkonzert)
31.10.2021, Theater im Stadthaus
Künstlerische Leitung/Komposition: Marc Sinan
Klavier: Emre Elivar

Im Anschluss: Gesprächsreise durch die teilnehmenden Städte mit der Kabarettistin und Aktivistin Idil Baydar

Furor
Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
21./29./30.10.2021, 19:30 Uhr
Landestheater Eisenach


Förderer

»Kein Schlussstrich!« wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!«, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Innovationsförderung der Stadt Jena, die Staatskanzlei Thüringen, das Kulturreferat der Stadt München, die Stadt Nürnberg, die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die GLS Treuhand Dachstiftung für Individuelles Schenken, die Impulsregion Erfurt Weimar Jena, die Initiative »The Power of the Arts« der Philip Morris GmbH, die Rudolf-Augstein-Stiftung, das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz sowie die mitwirkenden Theater und Institutionen als Träger des Projekts.