Meine Mutter war 71 und die Spätzle waren im Feuer in Haft

Thüringer Theaterfestival »60plus« (3. - 6. Oktober)

Im Rahmen von RUHESTÖRUNG, dem Thüringer Theaterfestival »60plus«

Puppenspiel/Performance von Felicia Zeller / Weltempfänger Berlin

Der harte Alltag in einem Alten- und Pflegeheim. Sieben hilfsbedürftige Damen werden von einer einzigen Pflegekraft versorgt. Da bleibt Überforderung nicht aus. In kurzen Momentaufnahmen wird der fest strukturierte Alltag gezeigt – Rituale bürgen für eine Ordnung, in die das Altern und Sterben eingebettet ist. Zwischen dem Aufstehen und Zubettgehen, dem Essen und dem Wechseln der Einlagen ist Platz für Erinnerungen, die sich um die Zeit des Krieges drehen: an die Zeit, in der man in Stellung war, als viele arbeitslos und trotzdem fröhlich und meistens schwanger waren, an den Vater, der Missionar in China war, und den Sohn, der Pfarrer ist und der einen abholen wird, irgendwann. Sie leiden an sich selbst und den andern, wollen in Ruhe gelassen werden und ringen um Aufmerksamkeit. In ihre Gedankenfetzen bricht die Schwester ein: Wächterin, Hassobjekt und letzter Halt; ungeduldig, überfordert, zärtlich, anmaßend.
Felicia Zellers Theaterstück zeigt den Kampf um die eigne Würde, über das Sich-Wundscheuern des Menschen an der von ihm selbst hergestellten Ordnung und über den funkelnden Trotz einer Generation, die sich mit Witz, Verschrobenheit und Starrsinn dagegen wehrt, abgeschoben zu werden.

Eine ungewöhnliche Puppenspiel-Performance – das Publikum darf sich mitten ins Geschehen des Pflegealltags setzen!

Spieldauer: 57′

Mit: Ulrike Barchet, Nicole Weissbrodt, Esther Nicklas

Regie: Regina Gyr
Produktion: Ulrike Barchet
Puppenbau: Alexander Szallies