Komödie von Ivan Calbérac
Deutsch von Horst Leonhard
Henri ist Witwer und kein einfacher Zeitgenosse. Er kommt, wie er glaubt, sehr gut allein zurecht. Sein Sohn Paul ist da anderer Meinung. Er ist überzeugt, der Vater braucht häusliche Betreuung und stellt ihn vor die Wahl: Entweder du vermietest ein Zimmer oder du musst ins Heim. Henri lenkt ein, und wenig später klingelt eine attraktive Studentin an seiner Tür. Constance sucht dringend eine Bleibe und ist bereit, dafür einige Opfer zu bringen. Zunächst lässt der alte Griesgram nichts unversucht, die Untermieterin zu vergraulen, bis ihm die Idee kommt, wie er seinem Sohn noch besser eins auswischen kann. Constance bekommt das Zimmer nur unter der Bedingung, dass sie dem Sohn den Kopf verdreht. Denn Paul hat absolut die falsche Frau geheiratet! – Das weiß der Vater schon lange. Erreicht Constance das amouröse Ziel, darf sie fünf Monate kostenfrei wohnen. Ein lohnenswerter Deal für die mittellose Studentin, die schon bald die eingefahrenen Familienverhältnisse zum Tanzen bringt. Sie spielt Klavier wie Henris verstorbene Frau, kann ihm besser Paroli bieten als sein Sohn und treibt diesen in kürzester Zeit in eine emotionale Zwickmühle. Nur hat die ganze Aktion am Ende eine völlig andere Wirkung, als sich der Alte erhoffte. – Eine charmante Familiengeschichte mit zarten und lauten Zwischentönen, mit großen Auseinandersetzungen, mit Liebe, Herz und Zorn und der Mahnung, dass unser Leben einmalig und endlich ist.
Ivan Calbérac (*1970) schreibt fürs Kino, Fernsehen und Theater. Seine Komödie, uraufgeführt 2012 in Paris, wurde drei Jahre später mit dem Titel »Frühstück bei Monsieur Henri« verfilmt.
Wir danken der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt für ihre Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.
Als einen »humorvollen Generationenkonflikt mit herrlichen Dialogen und widersprüchlichen Gefühlen« umschreibt Kritikerin Ulrike Kern die kurzweilige Komödie. Das Stück lebe letztlich von der Entwicklung der Figuren, denn sie seien alle mehr als sie auf den ersten Blick scheinen. Kern hebt hervor, dass der Alte keinesfalls nur verbittert ist, da er sonst nicht versuchen würde, die von Versagensängsten gelähmte Constance zur Aufnahmeprüfung am Konservatorium zu ermutigen. Und die wiederum sei auch kein durchtriebenes Biest ohne Moral. Für die Kritikerin stellen sich alle Figuren ganz »menschliche Fragen nach dem Umgang mit Alter, Krankheit, Unfruchtbarkeit, einem nicht liebenden Vater, den eigenen Sehnsüchten oder dem Scheitern in der Ausbildung.« Und diese Figuren sind in Rudolstadt »großartig umgesetzt«.
Premiere: 08.10.2022
Spieldauer: 2 h 20 min / inkl. Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus
Regie: Herbert Olschok
Bühne und Kostüme: Sabine Pommerening
Dramaturgie: Katja Stoppa
Henri: Hans Burkia
Constance: Laura Bettinger
Paul: Michael Goralczyk
Valérie: Ulrike Gronow