Die Glaubensmaschine

Stück von Alexi Kaye Campbell

Deutsch von Max Faber

Wer vermutet, hinter dem Titel verbirgt sich ein akademisches Lehrstück, liegt falsch. Dieses Drama steckt voller exemplarischer Lebensentwürfe. Es bietet Witz, schnelle Dialoge und Menschen mit Ecken und Kanten. Die Theater-Zeitreise, die zwischen den Jahren 1998 und 2011 hin und her springt, erzählt von Liebe, Trennung, neuen Hoffnungen, Umkehr und Einkehr. Griechenland, New York, London, so viele Spielorte, so reich ist das Stück an Protagonisten. Da gibt es Sophie, die ihren Geliebten vor die Wahl stellt, sich für sie und ihre Überzeugungen und deshalb gegen seinen lukrativen Job zu entscheiden. Da ist Edward, der Priester, der sein Kirchenamt an den Nagel hängte und auf der Insel Patmos ein Refugium sucht. Ebenso begegnen wir Tatjana, Edwards Haushaltshilfe, die die Ukraine verließ und großen Versprechungen auf den Leim ging. Und nicht zuletzt Tom, dem hochbegabten Autor, der in der korrupten Werbebranche reich wurde und an seiner Liebe festhalten will.

Wie soll man leben? Welchen Preis sind wir bereit für Erfolg oder Einflussnahme zu zahlen? Was ist uns wirklich etwas wert und was tun wir dafür? Campbells Stück hat durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie mit Sicherheit an Brisanz gewonnen. Menschen brauchen Halt in ihrem Glauben, müssen ihn aber immer wieder auf die Probe stellen …

Alexi Kaye Campbell, geboren 1966, arbeitete, bevor er sich dem Schreiben zuwandte, zunächst als Schauspieler, unter anderem bei der Royal Shakespeare Company. »Die Glaubensmaschine« wurde 2011 in London uraufgeführt.

 

Wir danken dem Kunst-Auktionshaus WENDL für seine Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.

 


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Pressestimmen

Neue Zeit, altes Spiel
28.11.2021, www.nachtkritik.de, von Harald Raab

Laut Harald Raab von Nachtkritik gelingt es dem Stück, in der Beziehung zwischen Sophie (Anne Kies) und Tom (Johannes Geißer) die »Zerrissenheit moderner Existenzen mit einem Spiel zwischen Ideal und Verlorenheit, Sehnsucht und Gefesseltsein im Hier und Jetzt eindringlich zu vermitteln«.

Er hätte sich allerdings von diesem »Remake eines einstigen Zeitgeiststücks« mehr Mut zur »Verdichtung und Verfremdung« sowie mehr »eindringliche Charakterbilder« gewünscht.

Lobend erwähnt er die »großartige Leistung von Matthias Winde« als alterndem Priester Edward: »Es ist vor allem die Darstellung eines Menschen im Würgegriff der Demenz, die zutiefst anrührt. Dieses Wechselbad der Gefühle zwischen zornigem Starrsinn – »Ich bin das Leben« – und abgrundtiefer Verzweiflung, wenn in lichten Momenten der Kranke realisiert, in welcher aussichtslosen Lage er ist und wie er die Liebe seiner nächsten Angehörigen strapaziert.«

Krampf der Überzeugungen
29.11.2021, www.nd-aktuell.de, von Lara Wenzel

Alejandro Quintanas Inszenierung arbeite mit »Figuren, die ihre Konflikte im Dialog klar entfalten«, schreibt Lara Wenzel von Neues Deutschland. Unterstützend wirke dabei Andrea Eisensees Bühnenbild, denn es »reißt von Podest zu Podest eine unüberbrückbare Kluft zwischen die Sprechenden.«

Wenzel sieht im Zentrum der »Glaubensmaschine« eine Liebesbeziehung, »in der sich individuelles Glück und das Streben nach »dem Besseren« als unvermittelbarer Widerspruch artikulieren«.

Sie lobt darüber hinaus die Darstellung Edwards durch Matthias Winde, der »mit großer Präsenz […] den Entschlossenen« spiele.

»Vorsichtig stellt die Inszenierung die Schreckensdaten in New York und Santiago de Chile nebeneinander«, schreibt Wenzel und fasst mit Sophies Worten zusammen: »Es gibt solche Tage, die wirken wie ein Aufruf, […], die verlangen eine plötzliche Klarheit, die dem Leben sonst abgeht.«

Zu viel Moral
29.11.2021, OTZ, von Ulrike Merkel

Der Autor der »Glaubensmaschine« Alexi Kaye Campbell spiele »großzügig […] mit den Zeiten«, meint OTZ-Kritikerin Ulrike Merkel. Allerdings erzähle er ihrem Eindruck nach nur »Episoden […], die sich für die Veranschaulichung seiner politisch-moralischen Botschaft eignen.« und stellt fest: »Das muss man mögen«.

Als den Höhepunkt der Inszenierung von Alejandro Quintana beschreibt sie das von Andrea Eisensee gestaltete Bühnenbild sowie deren Ausstattung des Stücks.

Die Glaubensmaschine in Rudolstadt - Premierenkritik
28.11.2021, MDR Kultur, von Matthias Schmidt

Matthias Schmidt vom MDR sieht in der Glaubensmaschine ein Stück, dass »ziemlich diskurslastig« ist: »In jeder Personenkonstellation – eigentlich in jedem Dialog geht es um moralische Fragen, um Werte, auch um den Glauben.«

Alejandro Quintana versuche den »spröden Text« mit Figuren wie Tatjana, gespielt von Ulrike Gronow, die das »wirklich klasse« macht, und bewegenden Momenten, wie einem gemeinsamen mehrstimmig gesungenem Lied aufzulockern. »Da ahnt man die Qualität von Regie und Ensemble«, ist er überzeugt. Hiervon hätte es zwischen den vielen »pathetischen Sätzen« allerdings mehr bedurft.

Als »sehr bewegend« empfand er eine Szene zwischen Tom (Johannes Geißer), Sophie (Anne Lies) und ihrem an Demenz leidenden, inkontinenten Vater Edward (Matthias Winde), der auf ihre Hilfe angewiesen ist und die Situation nur schwer ertragen kann.

Schmidt erkennt in der »Glaubensmaschine« durchaus einen Bezug zur Gegenwart: »Sophies Vater sagt immer wieder: >Wir leben in finsteren Zeiten.< Das kann man durchaus als Hier und Heute verstehen. Es geht hier um die Fragen: Was sind wir bereit zu opfern? Können wir entsagen, können wir verzichten um die Welt besser zu machen?«

Die Moralmaschine
02.12.2021, Freies Wort, von Henryk Goldberg

»Die Entscheidung der Theaterleitung für >Die Glaubensmaschine<, ist eine Entscheidung für die Debatte – und gegen die Kunst?«, fragt Henryk Goldberg in seiner Kritik in der Tageszeitung »Freies Wort« und sieht den Text Alexi Kaye Campbells als »eine Art Kompendium moralischer Fragestellungen«.
Positiv stellt er Matthias Windes Leistung als scheidender Bischof Edward heraus: »Der Mann, der Bischof, spricht leise, eindringlich, einsam vor sich hin: >Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten … So verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war.< Die Verzweiflung, das Versinken in der Dunkelheit, in der aufsteigenden Demenz. Erst spricht er das allein, wie probierend, für sich, dann wiederholt er es den anderen, aggressiv, anklagend. Als sähen wir erst, was in einem Menschen vorgeht, durch den isolierenden Schleier hindurch, dann die Wahrnehmung dieses Menschen durch die anderen. Hier sehen wir, was geht mit diesem Ensemble, mit dem herausragenden Matthias Winde, mit der assistierend sofort überzeugenden Anne Kies.«


Stückinfos

Premiere: 27.11.2021
Spieldauer: 2 h 15 min / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus
Altersempfehlung: ab 16 Jahren


Mitwirkende

Regie: Alejandro Quintana
Bühne und Kostüme: Andrea Eisensee
Dramaturgie: Michael Kliefert

Tom: Johannes Geißer
Sophie: Anne Kies
Edward: Matthias Winde
Patrick: Marcus Ostberg
Tatjana: Ulrike Gronow
Sebastian: Benjamin Petschke
Annie: Laura Bettinger
Lawrence: Marcus Ostberg
Agatha: Anne Kies