Theaterabend nach der Kult-Serie von Mizzi Meyer
Dieser Mann hat einen harten Job und Nerven wie Drahtseile, aber vor allem: Er trägt sein Herz am rechten Fleck. Wenn die anderen weg sind, der Täter, die Kriminalbeamten, die Spurensicherung und das Opfer, schlägt seine Stunde. Dann kommt Schotty! »Meine Arbeit fängt da an, wo sich andere vor Entsetzen übergeben«, flappst Heiko Schotte gern über seinen Beruf. Als Gebäudereiniger – im Gepäck Schrubber, Schwämme, Seife und Chemiekeulen – betritt er Tatorte und entfernt die traurigen Reste schwerer Verbrechen. Dabei begegnet er den unterschiedlichsten Menschen, Hinterbliebenen und Bekannten der Toten, oder Leuten, die ganz zufällig vorbeikommen. Die meisten von ihnen sind durch die schockierenden Umstände aus der Bahn geworfen und wollen unbedingt ihr Herz ausschütten. Aber nicht nur über sich, sondern über alle Zumutungen des Lebens. Durch seine Aufgeschlossenheit und Neugier gerät »Schotty« in die Rolle eines Alltagspsychologen, Sozialarbeiters, mitunter sogar eines Freundes. Er kann, was nur noch wenige können: zuhören, trösten und aberwitzige Situationen mit Humor und Direktheit wieder einrenken. Doch manchmal platzt auch ihm der Kragen …
Anspruchsvolle Serien gehören weltweit zum Erfolgsmodell im Fernsehen. Einige genießen Kultstatus. Mit dem »Tatortreiniger« wagen wir uns am Theater Rudolstadt erstmals an so ein Format. Die beliebte ARD-Serie von Mizzi Meyer (auch bekannt als Theaterautorin Ingrid Lausund) startete 2011 und wurde mehrfach prämiert, u. a. mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Comedy-Preis. Ihre kammerspielartigen Szenen bestechen durch Lakonie und raffiniert gebaute Dialoge. Welche von den insgesamt 31 Folgen wir auswählen, verraten wir noch nicht.
Wir danken der Papierfabrik Adolf Jass für die Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.
Ulrike Kern von der OTZ findet, Regisseur Markus Fennert habe einen weiteren »vergnüglichen Abend geschaffen, für die das Rudolstädter Theater vom Publikum geliebt wird.« Trotz der treuen Adaption der Serie habe man als Zuschauer aber nie das Gefühl, eine allzu simple Kopie zu konsumieren. Die Inszenierung sei, als treffe man einen alten Bekannten wieder, den Michael Goralczyk bravourös auf der Bühne wieder entstehen lasse. Man könne sich »intensiv in die klughumorigen Dialoge versenken«.
Für Marlene Drexler von MDR-Kultur sind die Dialoge der Autorin »weder abgenutzt, noch inhaltlich überholt – ganz im Gegenteil!« Man könne in der unangestrengten Replik viel für den Umgang mit anderen Meinungen lernen. Sie betont, dass dabei Text und Inszenierung »ohne jeglichen didaktischen Unterton oder Kitsch« auskommen.
Premiere: 28.01.2023
Spieldauer: 2 h 15 min / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus
Regie: Markus Fennert
Bühne und Kostüme: Freya Elisabeth Partscht
Video: Ronald Winter
Dramaturgie: Katja Stoppa
Schotty: Michael Goralczyk
in weiteren Rollen: Rayk Gaida, Ulrike Gronow, Kathrin Horodynski