Stück von Stephen Sachs
Deutsch von Karen Witthuhn
»Ist das Kunst oder kann das weg?« – diese Frage führt den renommierten Kunstexperten Lionel Percy ausgerechnet in eine heruntergekommene Trailersiedlung nach Kalifornien, zu der arbeitslosen Barfrau Maude Gutman. Für schlappe drei Dollar hat sie ein Jackson-Pollock-Gemälde in einem Ramschladen erstanden. Diesen Sensationsfund soll Percy beglaubigen. Handelt es sich wirklich um einen echten Pollock (1912–1956), ein Bild des amerikanischen Expressionisten und Erfinders des »Action Paintings«, oder lediglich um eine billige Nachahmung? Besitzt die alleinlebende Mittfünfzigerin also plötzlich Millionen oder nur wertlosen Plunder? Der New Yorker Kunstpapst braucht nicht lange für sein vernichtendes Urteil: »Pollock war ein Vulkan. Jede Leinwand ein Sprung von der Klippe. Aber das hier? Da ist keine Gefahr.« Doch so schnell gibt sich eine zähe Kämpfernatur wie Maude nicht geschlagen. Sie wirft alles in die Waagschale. Aus dem seriösen Gutachtertermin wird ein wilder Schlagabtausch über das Schöne, Echte und Außergewöhnliche im Leben. Zwei völlig verschiedene Schicksale treffen aufeinander, und das Kunstgespräch droht handgreiflich zu enden.
Der Schauspieler und Regisseur Stephen Sachs holt das scheinbar elitäre Thema der Kunst und des Kunstmarktes gekonnt aus dem Elfenbeinturm. Bis zuletzt überrascht sein Stück das Publikum mit unvorhersehbaren Wendungen. Nach der Uraufführung 2012 in Los Angeles räumte »Das Original« eine Vielzahl US-amerikanischer Preise ab. Seit der deutschsprachigen Erstaufführung 2016 tritt das Stück auch hierzulande seinen Siegeszug an.
Stephen Sachs Stück ist »die ideale Mischung aus Witz und Tragik, Krimi und Kunst-Nachhilfe«, schreibt Ulrike Merkel in der Ostthüringer Zeitung. Dafür haben Regisseur Markus Fennert und Ausstatterin Sarah Antonia Rung den Schminkkasten in einen »verloren Ort« verwandelt, wo das Gerüst von Maudes Wohnwagen steht. Ute Schmidt spielt die bauernschlaue Ex-Bardame mit »viel Kraft und derbem Charme«. Der Zuschauer sei sehr gewillt ihr zu wünschen, dass das Urteil über das angebliche Pollock-Gemälde zu ihren Gunsten ausgeht. Dieser »rauen weiblichen Urgewalt« steht nun der »leicht versnobte« Lionel Percy gegenüber, von Matthias Winde »kongenial verkörpert«. Die Essenz des Abends: »Lebensträume, das zeigt Autor Stephen Sachs, zerplatzen in allen Schichten«. Ein Stück nicht nur »für Kunstliebhaber, sondern für jeden, der gute Geschichten liebt.« Mit dem Erhardt-Abend »Danke für das Geräusch!« habe Fennert bereits einen Dauerbrenner geschaffen. »Seine neue Produktion ist mindestens ebenso gut!«
Premiere: 02.02.2019
Spieldauer: 70 min / keine Pause
Spielort: Rudolstadt, Schminkkasten
Regie: Markus Fennert
Bühne und Kostüme: Sarah Antonia Rung
Dramaturgie: Johannes Frohnsdorf
Maude Gutman: Ute Schmidt
Lionel Percy: Matthias Winde