Lustspiel von Heinrich von Kleist nach Molière
Premiere am 17. September 2011, Großes Haus
Es sei das »witzig-anmutvollste, geistreichste, tiefste und schönste Theaterspielwerk der Welt«. Sogar der kühle Hanseat Thomas Mann geriet ins Schwärmen, wenn er von Kleists »Amphitryon« sprach. Jupiter, der Göttervater, nähert sich in der Gestalt Amphitryons dessen Gattin Alkmene, um ihre Liebe zu gewinnen. Überzeugt, ihren Ehemann zu empfangen, verschenkt sie ihre Lust. Als der siegreiche Feldherr aus Athen nach Theben zurückkehrt und Alkmene ihm für die unvergleichliche Liebesnacht dankt, fühlen sich beide auf verschiedene Weise betrogen.
Die Frau misstraut ihrem eigenen Gefühl, der Mann kann die Demütigung nicht verwinden. Doch damit nicht genug. Der selbstherrliche Jupiter verlangt mehr. Er kann nicht akzeptieren, der Stellvertreter eines Irdischen zu sein, er will die treueste der Frauen ganz für sich und als Gott aller Götter erkannt und angehimmelt werden.
Kleist treibt seine Figuren samt ihrer Dienerschaft in seinem philosophischen Lustspiel durch ein Labyrinth aus Täuschung und Enttäuschung. Existentielle Zweifel werden laut: Woran erkenne ich, dass ich ich bin und der andere der andere? Das Schlusswort hat Alkmene mit jenem berühmten, vieldeutigen: »Ach!« Mehr Gewissheit ist nicht.
Als sich Heinrich von Kleist am 21. November 1811 unweit vom Berliner Wannsee eine Kugel in den Kopf schoss, war er 34 Jahre alt. Er hatte sich mit Leidenschaft als Staatsbeamter, Zeitungsmann und Bühnenautor ausprobiert – immer erfolglos. Keines seiner Werke sah er auf der Bühne. 200 Jahre später gilt Kleist als Komet am Dichterhimmel; Meister einer Sprache, in der hirnwütige Emotion und poetische Empfindsamkeit ein explosives Gemisch ergeben. Wie er sind seine Theaterfiguren von Zweifeln zerrissen und zugleich besessen von kühnen Visionen.
Spieldauer: 2 h 30 min | Eine Pause
Premiere: 17.09.2011
Ausstattung: Gitti Scherer
Regie: Jens Schmidl
Jupiter: Markus Seidensticker
Merkur: Marcus Ostberg
Amphitryon: Hans Burkia
Sosias, Diener des Amphitryon: Horst Damm
Alkmene, Gemahlin des Amphitryon: Ute Schmidt
Charis, Gemahlin des Sosias: Verena Blankenburg