Danke für das Geräusch!

Ein Heinz-Erhardt-Abend

»Wer schreibt, der bleibt!« Willi Winzig gehört zum festen Inventar des Finanzministeriums und ist im Grunde ein fröhlicher Mensch. Er sitzt im Vorzimmer des Ministers. Etliche der hohen Herren hat er in den mittlerweile 25 Berufsjahren kommen und gehen sehen. Aber in jüngster Zeit wächst seine Unzufriedenheit und damit auch die Lust am Ungehorsam. Statt kleine Leute in den fiskalischen Ruin zu treiben, lässt er die Mahnungen, Steuerstrafen und Zahlungsbefehle einfach unter den Tisch fallen. Die Streichung seiner Pensionsansprüche droht. Doch Winzig arbeitet längst an einer Alternative zum Beamtendasein. Denn zwischen all den Aktendeckeln hat er wahre Meisterwerke versteckt. Keine Plagiate oder Raubkopien, sondern seine eigenen anarchischen Sprachspielereien. Mit ihnen bekommen abgedroschene Wortbedeutungen einen völlig neuen Sinn. Der unscheinbare Schreiberling entpuppt sich als tollkühner Versakrobat mit musikalischem Geschick. Da bleibt weiterer Frauenbesuch nicht aus …

Ob Komiker, Schauspieler oder Komponist – Heinz Erhardt (1909-1979) ist einer der erfolgreichsten Unterhaltungskünstler des letzten Jahrhunderts. Mit seinen amüsanten Gedichten, Sketchen, Liedern und Filmen brachte er ein ganzes Land zum Lachen. Keiner konnte so himmlischen (und hintersinnigen) Nonsens erzählen wie er, z. B. »Das Leben ist eigentlich nur eine kurze Unterbrechung des Totseins.«

 


Pressestimmen

Flott, sympathisch, amüsant
Ostthüringer Zeitung, 7.11.2016, Von Ulrike Merkel

Rudolstädter Heinz-Erhardt-Abend „Danke für das Geräusch“ ist bestes Boulevardtheater: flott, sympathisch, amüsant

Rudolstadt. Ein gräulich-weißer Schreibtisch, ein graues Telefon mit Wählscheibe und im Hintergrund die vergilbte Ansicht eines Hochhauses: Das Bühnenbild des neuen Heinz-Erhardt-Abends „Danke für das Geräusch“ am Theater Rudolstadt besitzt sympathischen Retro-Charme. Am Samstag zur Premiere fühlt man sich an die guten, alten Schwarz-Weiß-Fernseher-Zeiten erinnert.

Auch die Kostüme der zwei Schauspieler sind in gedeckten Farben gehalten. Markus Seidensticker trägt als Finanzbeamter Willi Winzig einen braun-schwarz-karierten West­over – passend zu dessen Stellung und Charakter. Denn Willi Winzig hat es nicht über einen Sachbearbeiter-Posten hinaus geschafft. Er hasst seinen Chef Doleschall, der ihn missachtet, würde aber nicht aufbegehren – bis er sich hoffnungslos in Frau Doktor Kubin verliebt.

Willi Winzig droht Strafversetzung

Die Tierärztin weiß ihre Reize einzusetzen und versucht so, Geld vom Finanzministerium für ihre Mopsforschung abzustauben. Als Doleschall das Ersuchen Kubins jedoch rüpelhaft ablehnt, lässt sich der sonst so verzagte Willi Winzig zu einer wüsten Beschimpfung hinreißen. Unversehens droht ihm daraufhin die Strafversetzung nebst Pensionsreduzierung. Zumal Willi Winzig Steuerbescheide und Mahnungen nicht versandt hat, wenn ihm die Summe zu hoch und unmenschlich erschien.

Jetzt hält nur noch Sekretärin Roswitha Weguscheit zu ihm, die Winzig, den Poeten unter den Finanzbeamten, heimlich vergöttert.

In Aktenschubern und Notizbüchern hat der Lyriker seine Verse versteckt – Gedichte, die von Heinz Erhardt stammen. Dessen tragikomischen Klassiker wie „Die Made“ und „Der Regenwurm“ sind darin ebenso archiviert wie Ritter Fips’ gereimte Abenteuer, die stets mit einer hochkomischen Schlussfolgerung enden. Nachdem Fips’ Mama beispielsweise dem kleinen Sohnemann eine Babyrüstung geschmiedet und gelötet hat, lautet das Fazit: „Die Rüstung muss, ist man noch klein, besonders unten rostfrei sein“.

Die besten Heinz-Erhardt-Texte

Markus Seidensticker präsentiert gemeinsam mit Schauspielkollegin Manuela Stüßer ein turbulentes Best-of an Heinz-Erhardt-Gedichten, -Liedern und -Wortspielen.

Die große Stärke des Stücks: Die Geschichte über Willi Winzig fungiert als spannende, unterhaltsame Klammer, sodass der Abend nicht in einer Nummernrevue steckenbleibt. Seidensticker und Stüßer tragen vielmehr jedes Gedicht, jeden Schlager in der Gefühlslage vor, in der sich ihre Figur gerade befindet: ob verliebt, verzweifelt, wütend oder voller Scham. Vor allem Stüßer kann ihren Facetten-Reichtum unter Beweis stellen, da sie neben der graumäusigen Sekretärin Weguscheit und der mondänen Frau Doktor Kubin auch noch eine durchgeknallte Putzfrau spielt.

Regisseur Markus Fennert führt beide Darsteller zu rezitatorischen und schauspielerischen Höchstleistungen. Für zwei Stunden (inklusive Pause) beschwört er einen fast in Vergessenheit geratenen Humor herauf, dessen liebenswürdige Wärme immer noch begeistert.


Stückinfos

Premiere: 05.11.2016
Spieldauer: 1 h 55 min / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Schminkkasten


Mitwirkende

Bühne und Kostüme: Sandra Hauser
Regie: Markus Fennert
Dramaturgie: Michael Kliefert
Musikalische Arrangements und Einstudierung: Thomas Voigt

Willi Winzig: Markus Seidensticker
Roswitha Weguscheit (Sekretärin) / Frau Stirnimaa (Putzfrau) / Fräulein Kubin: Manuela Stüßer