Leben ist immer lebensgefährlich

Sirenengesänge von Erich Kästner im Schillergarten

Er hat der Welt in die Schnauze geguckt: Erich Kästner (1899 –1974). Wer war dieser Sprachkünstler, der die Reime nur so aus dem Ärmel schüttelte, der die Kinderliteratur seiner Zeit revolutionierte und der aus nächster Nähe zusah, wie die Nazis 1933 seine Bücher auf dem Berliner Opernplatz verbrannten? Marcel Reich-Ranicki fand treffende Worte für ihn: »Erich Kästner ist ein wehmütiger Satiriker und ein augenzwinkernder Skeptiker. Nie wollte er aufhören zu glauben, dass die Menschen besser werden könnten. Er, der Autor bissiger und bitterer Gedichte, war in Wirklichkeit Deutschlands hoffnungsvollster Pessimist, ein Moralist und Spaßmacher zugleich.« Erich Kästner hat nicht mehr und nicht weniger zu bieten als Grazie und Esprit, Humor und Vernunft. Der Dichter der kleinen Leute gehört längst zu den Klassikern der deutschen Literatur und ist mehr denn je verblüffend aktuell. Freuen Sie sich auf ironische und sarkastische Gedichte, Lieder und Prosa von Erich Kästner dargeboten von drei Sirenen und einem Mann am Klavier. Die Produktion aus dem Schminkkasten ist jetzt leicht gekürzt im wunderschönen Garten des Schillerhauses noch einmal für zwei Vorstellungen zu erleben.

Eintritt: 10 Euro / 5 Euro ermäßigt


Lesen Sie gerne auch unsere Hinweise zum Infektionsschutz.


Pressestimmen

Kritik aus der Ostthüringer Zeitung
11.10.2019, von Michael Helbing

Michael Helbing schreibt über die Schauspielerinnen, sie wirken »wie aus der Zeit gefallen (und aus der Geschlechterrolle), um die Welt wie von außen zu betrachten«. Im Bezug auf die Aktualität meint er »Moderner geht’s nicht.«, und betitelt die Darstellerinnen als »Rachegöttinnen auf Ironie-Feldzug gegen die Zeit«. Dementsprechend sei der Inhalt des Stückes zwar »recht alt, aber keineswegs überaltert«.  Die Inszenierung erschaffe einen Abend, der die »Gegenwart erinnert« und »Literatur der großen Stadt auf einem kleinen Brett zelebriert«. Der Schminkkasten werde zum »literarischen Cabaret aus Berliner Tagen der Moderne«, der »wie ein Keller ist, in dem man zum Lachen gehen muss, wenn einem zum Heulen zumute ist«.

»Gemeinsam oder auch alleine dringen sie zur Finsternis menschlicher Abgründe vor- die politischen und die privaten- mit dem einzigen Ziel, uns heimzuleuchten.«, so beschreibt Helbing die Schauspielerinnen Anne Kies, Ute Schmidt und Verena Blankenburg. Sie »übergeben in Rudolstadt seinen Schriften ihre Flammen; sie flackern, lodern und schlagen Funken fürs heiter- melancholische Leben«. Des Weiteren betont Michael Helbing, dass sie zur Musik Thomas Voigts »brüchig und gebrochen singen«, »doch stolpern sie nicht darüber, sie stürzen sich hinein«. Er lobt, wie sie ihre Texte »unterlaufen und überhöhen, mit einem Subtext, der den Widerspruch feiert«. Abschließend schreibt der Kritiker, dass sie »Kästner leitmotivisch folgen«, ganz nach dem Motto: »Wenn ich die Wahrheit sagen sollte, müsst‘ ich lügen«.


Stückinfos

Spieldauer: Spieldauer: 1 h 50 min / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Schillerhaus


Mitwirkende

Regie: Alexander Stillmark
Bühne und Kostüme: Volker Pfüller
Dramaturgie: Michael Kliefert
Musik und musikalische Einstudierung: Thomas Voigt

Spielensemble: Verena Blankenburg, Anne Kies, Ute Schmidt
Am Klavier: Thomas Voigt