Der Menschenfeind

Komödie von Molière

übertragen von Rainer Kirsch (Uraufführung)

Alceste ist ein anstrengender Charakter. Obwohl klug, gewitzt, wohlhabend, gutaussehend, steht er seinem Glück im Weg, denn er kann keine Kompromisse eingehen. Jedem sagt er ins Gesicht, was er denkt. Erstaunlich, dass ihm sein Freund Philinte noch immer treu ergeben ist und sich Frauen überhaupt für ihn interessieren. Als er dem Gelegenheitsdichter Oronte erklärt, dass seine Verse einen Dreck taugen, wird er wegen Beleidigung verklagt. Seine Geliebte Célimène hält ihn hin, verweigert ein eindeutiges Bekenntnis und beginnt ein Spielchen, in dem sich mehrere Männer – darunter Oronte – Chancen ausrechnen. Beim Streit vor Gericht muss der couragierte Freund klarer Worte schließlich erfahren, dass Recht zu haben nicht bedeutet, dass man auch Recht bekommt. Aus dem wahrheitsliebenden Menschenfeind droht ein verliebter Melancholiker zu werden. Ob sich der Held am Ende in die Isolation zurückzieht oder ob er für die Welt und die Liebe gerettet werden kann, lässt der Dichter in der Schwebe, nicht aber, wem seine Sympathie gehört. »Molière züchtigte die Menschen, indem er sie in ihrer Wahrheit zeichnete«, schrieb einst Voltaire. Glühendste Empörungen konnte er verwandeln in Lachen. Er wusste, nichts ist komischer als der Mensch im Strudel seiner Schwächen.

Rainer Kirsch (1934–2015), bedeutender Vertreter der sächsischen Dichterschule, hat die vier Jahrhunderte alte Komödie in elegante und hemdsärmelig-kräftige Verse gebracht, in denen sich die Gegenwart wiedererkennt: »… denn da geh‘ ich mit dir konform / Rings wird im Land der Eigennutz zur Norm.«

 

Wir danken der RSB Rudolstädter Systembau GmbH für ihre Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.


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Radiokritik des SRB Bürgerradio im Städtedreieck

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Pressestimmen

Kritik in der Ostthüringer Zeitung
19.11.2018, von Ulrike Merkel

Mit »herzlichem Applaus« goutierte das Publikum die kurzweilige Premiere von »Der Menschenfeind«, wie Ulrike Merkel in der OTZ schreibt. Bettina Rehms Inszenierung lebe vom »spannenden Gegensatz«, welchen »alte gereimte Dichtkunst« und »heutige Verortung« in der pinken Wellnessoase von Célimène erzeuge − »dort trift sich tatsächlich die Mittelschicht«. Zudem genoss Merkel die »kleinen Effekte« wie den Nebeldampf, der aus der Saunatür kommt … ein »schöner Zauber der Illusion«. Johannes Geißer ist ein »glaubwürdiger Alceste«, Anne Kies eine »liebenswerte Célimène«, Oliver Baesler »begeisterte als koksender Dandy Clitandre«.

Kritik auf www.nachtkritik.de
18.11.2018, von Henryk Goldberg

Die komplette Kritik können Sie auf www.nachtkritik.de nachlesen.

Tagebucheintrag von Matthias Biskupek
18.11.2018, www.matthias-biskupek.de

»Die Übersetzung von Rainer Kirsch war ein Glücksgriff«, schreibt der Autor Matthias Biskupek in seinem Tagebucheintrag − »ein wunderbar gestisch-umgangssprachlicher Text, dennoch fein gereimt und rhythmisiert, gesprochen.« Die rosarote Bühne beschreibt er als »Mittelding zwischen Sportstudio und Swingerclub«. Dieses »Fit-for-fun-Umfeld« gefällt Biskupek, »weil hübsch kontrastierend zur Verssprache«. »Die Akteure nutzen bei ihren wechselseitigen Beschimpfungen oder süßlichen Lobpreisungen Hanteln, Springseil, Klettergerüst, zeigen sich fast nackt oder in weißen Bademänteln. Man holt auch mal die Trinkflasche aus der strammen Badehose.« Dass man »allein durch Sportzuckungen Lacher erzeugen«, sei »in einem Menschingfreund-Theater aber immer gestattet.«

Die komplette Kritik können Sie auf www.matthias-biskupek.de unter »Tagebuch« nachlesen.


Stückinfos

Premiere: 17.11.2018
Spieldauer: 2 h / eine Pause
Spielort: Rudolstadt, Theater im Stadthaus


Mitwirkende

Regie: Bettina Rehm
Bühne: Swana Gutke
Kostüme: Julia Hattstein
Dramaturgie: Johannes Frohnsdorf

Alceste: Johannes Geißer
Philinte: Benjamin Petschke
Oronte: Marcus Ostberg
Célimène: Anne Kies
Éliante: Marie Luise Stahl
Arsinoé: Manuela Stüßer
Acaste: Jochen Ganser
Clitandre: Oliver Baesler
Basquette: Laura Bettinger
Ein Offizier / Dubois: Joachim Brunner